Maradona: Unterschätzt, nicht überbewertet

Die Zahlen lügen nicht

Ich habe fünf Jahre lang maschinelle Lernmodelle für Fußballprognosen entwickelt. Meine Datenbank umfasst über 200 internationale Turniere. Doch als ich letzte Woche zufällig Maradonas WM-1986-Kampagne revue passieren ließ, war ich schockiert. Nicht von seiner Genialität, sondern davon, wie oft man sie als ‘Zufall’ oder ‘Glück’ abtut.

Ein Spiel, das die Wahrscheinlichkeit herausfordert

1986 gewann Argentinien nicht nur die WM – sie veränderten das Mögliche auf dem Platz neu. Das Viertelfinale gegen England? Eines der emotionalsten Spiele der Geschichte – und statistisch explosiv.

Maradona erzielte zwei Tore: eines mit der Hand (der berühmte ‘Hand Gottes’), und eines, das 60 Sekunden dauerte und 50 Meter durch fünf Verteidiger zurücklegte – eine Aktion, die Analysten seufzen lässt und Fans zum Weinen bringt.

Das war kein Glück. Es war Präzision unter Druck – ein Moment so selten, dass er statistisch kaum zu normieren ist.

Warum man sagt, er sei überbewertet?

Hier kommt mein psychologisches Hintergrundwissen ins Spiel: Menschen mögen keine Legenden, die sie nicht nachahmen können. Wenn Spieler mit Fähigkeiten dominieren, die kein Trainingsprogramm lehren kann – wenn sie scheinbar außerhalb der Physik agieren – nennen wir das Magie… oder Betrug.

Die These von ‘Maradona war einfach nur glücklich’? Das hat nichts mit Fußball zu tun. Es geht um kognitive Dissonanz – der Verstand lehnt Größe ab, die er nicht erklären kann.

Ja, seine Karriere außerhalb des Feldes hatte Schwächen. Aber wir reden hier vom Fußball – nicht von einer Charakteranalyse.

Das unsichtbare Erbe: Nationalmannschaftsdominanz

Vergessen wir mal individuelle Auszeichnungen. Schauen wir uns Leistungsdaten der Nationalmannschaft an:

• Ein WM-Titel (1986)
• Eine Finalteilnahme (1990)
• Spielzeit in einer Ära mit Brasilien, Deutschland und Italien – allen Top-Mächten der Welt
• Seine WM-1990-Laufbahn war möglicherweise besser als 1986 hinsichtlich Konsistenz – und das ohne volle Mannschaftsstärke nach seiner Sperre nach 1986.

Das ist keine abgeschwächte Größe. Das ist Elite-Widerstand unter systemischem Druck – eine Eigenschaft, die selbst moderne KI-Modelle kaum simulieren können.

Daten treffen auf Emotion: Ein Spieler, der Modelle sprengen konnte

Die Wahrheit? Wenn man Fußball mit Standard-Eingaben modelliert – Positionierung, Passgenauigkeit, Abwehrdruck – passt Maradona in kein Schema. Er war nicht effizient nach herkömmlichen Maßstäben – aber jedes Mal, wenn er den Ball berührte, veränderte sich das Ergebnis.

Dass Fans immer noch streiten, ob er überbewertet sei, beweist eines: wahre Größe ist nicht durch Durchschnitte messbar.

Die eigentliche Frage lautet nicht: Ist Maradona unterschätzt? Sondern: Warum versuchen wir ständig ihn in Schubladen zu stecken, die für Sterbliche gemacht sind?